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Pferdetraining im Winter

Pferdetraining im Winter

Da ist sie wieder: Die dunkle Jahreszeit. Die hellen Stunden des Tages sind kurz und nicht selten ist es schon dunkel, wenn man beim Pferd ankommt. Dazu kommt, dass Herbst und Winter häufig mit schlechtem Wetter und Kälte einhergehen was unseren inneren Schweinehund aktiver werden lässt.

 

Was also tun? Zuerst solltest du deinen inneren Schweinehund zurück in seine Ecke schicken denn auch im Winter muss dein Pferd willst du es gesund erhalten weiter im Training bleiben.

 

Warum eine Trainingspause im Winter nicht sinnvoll ist

Zunächst einmal der Hinweis: Auch wenn der Herbst und der Winter erschwerte Trainingsbedingungen für dich und dein Pferd mit sich bringen, die das Training womöglich deutlich reduzierter ausfallen lassen, solltest du dir darüber bewusstwerden, dass viele „Stehtage“ oder womöglich eine wochenlange Trainingspause sich negativ auf den Trainingszustand und somit auch die Gesundheit deines Pferdes auswirken werden. Muskelabbau beginnt schon nach 14 Tagen und ist diese erst mal weg, wird es je nach Ausmaß Wochen oder Monate dauern diese wieder anzutrainieren. Nun, sobald die Tage aber wieder länger und wärmer werden, will man ja auch wieder mehr reiten. Ärgerlich wenn über den Winter das Pferd nicht in Reitkondition gehalten wurde und man nun auf den schönen langen Ausritt verzichten muss, weil Aufbautraining mit kurzen Reiteinheiten angesagt ist.

 

Turnierpferde in Winterpause werden auch den Winter über täglich gearbeitet. Natürlich wird sich die Intensität der Trainingseinheiten von denen in den Sommermonaten unterscheiden.

 

Ein reiner Freizeitreiter ist jedoch ebenso in der Verantwortung sein Pferd in einer Grundkondition zu halten, damit es den Anforderungen eines Reitpferdes gerecht werden kann.

 

Bewegung und Training sind nicht dasselbe

Inzwischen weiß es bestimmt jeder: Ein Pferdekörper bringt von Natur aus nicht die Konstitution mit, um Lasten zu tragen. Er muss also entsprechen trainiert werden um das Reitergewicht tragen zu können. Muskeln müssen aufgebaut, Sehnen und Bänder gekräftigt und Faszien geschmeidig gehalten werden.

Das geschieht nicht, wenn das Pferd sich im Winter auf der Weide oder einem großen Winterauslauf bewegen kann. Auch nicht durch das Laufen lassen oder zentrifugieren an der Longe. 

Muskelaufbau und Muskelerhalt benötigt Training. Das ganze Jahr über.

 

Fit durch den Winter mit Bodenarbeit?

Nicht wenige Reiter greifen im Winter vermehrt auf die Bodenarbeit zurück, um das Pferd fit zu halten. Das hat zum einen damit zu tun, dass die Zeit mit dem Pferd kürzer erscheint als im Sommer. Die Aufwärmphasen sind in der Regel länger aber auch der Cool Down benötigt mehr Zeit. Durch das vor Kälte schützende Puschelfell schwitzt das Pferd schneller, was wiederum bedeutet: Es benötigt auch länger, um wieder zu trocknen. 

Bei vielen Arten der Bodenarbeit kommt das Pferd in der Regel nicht so schnell ins Schwitzen, weshalb gerne darauf zurückgegriffen wird.

Dazu ist noch folgendes anzumerken: Bodenarbeit ist eine prima Alternative das Pferd im Winter grundsätzlich fit zu halten und zu trainieren. Kraft, Ausdauer und Koordination kann auch vom Boden aus wunderbar erhalten, ja sogar verbessert werden. Reitpferde benötigen jedoch zusätzlich einen Gewichtsreiz, um für das Tragen des Reitergewichtes ausreichend trainiert zu sein.

Das Pferd sollte also auch im Winter unter dem Reiter gearbeitet werden. Zumindest für eine kurze Einheit 2 – 3 Mal die Woche.

 

Wird das Pferd im Winter nicht geritten und nur vom Boden gearbeitet, starten man im Frühjahr wieder mit Gewichtsreiztraining. Also mit 5, 10, 15 Minuten Reitergewicht langsam ansteigend, je nach Trainingszustand des Pferdes.

 

Der Winter - Die richtige Zeit was Neues zu probieren

Bodenarbeit fürs Vertrauen

Bodenarbeit ist zunächst ja ein allgemeiner Begriff für alles was mit einem Pferd vom Boden aus erarbeitet werden kann. Sie ist hervorragend für die Vertrauensbildung zwischen Menschen und Pferden geeignet. Die Koordination und Balance lassen sich vom Boden aus ganz hervorragend schulen. Zudem ist die Arbeit vom Boden ein tolles Leadership Training. Ein Pferd welches seinem Menschen am Boden nicht vertraut, wird es auch unter dem Sattel nicht tun.

 

 

Im Folgenden einige Inspirationen zur Arbeit vom Boden aus:

 

EquWork - Leitseilarbeit

Die EquWork Leitseilarbeit ist mehr als nur eine Trainingsmethode. Sie ist eine Lebenseinstellung und Hommage an das Pferd. Es geht um Liebe, Respekt, Vertrauen, Verbindung, Gefühl, Intension und Kommunikation. Um Körpersprache, Energie, Führungsqualität und die daraus entstehende Harmonie zwischen Mensch und Pferd.

Durch verschiedenen Führpositionen, Distanzen und Übungen lernt man mit Pferden in Kontakt zu treten und zu kommunizieren. Eine wunderbare Arbeit um sich der eigenen Handlungen bewusst zu werden.

 

(Übrigens: Alle Bodenarbeitscoaches bei Muteego sind in dieser Disziplin bestens geschult.

 

 

Arbeit an der Hand

Arbeit an der Hand geht immer! Ob nun im Sommer zur Einstimmung auf die geplante Reiteinheit oder im Winter, selbst wenn der Boden fürs Reiten nicht mehr geeignet ist. Klassische Arbeit an der Hand trainiert nicht nur die Muskeln des Pferds, sondern auch seine Konzentration und Koordination. Übungen wie Schulterherein, Konterschulterherein, Renvers, Travers, Rückwärtsrichten oder auch die Schaukel und mehr, lassen sich zu einer zusammenhängenden Trainingseinheit zusammenfügen.
(Die Arbeit an der Hand ist Bestandteil unserer Ausbildung zum ganzheitlichen Bodenarbeitscoach).

 

Langzügelarbeit

Ist dein Pferd gut an der Hand gearbeitet, kannst auch die Arbeit am langen Zügel ausprobiert werden. Die Vorteile und Ziele sind in etwa die der Arbeit an der Hand. Der Unterscheid ist: Der Mensch geht nicht mehr vorne/seitlich vom Pferd, sondern auf Gruppenhöhe hinten/seitlich.

 

 

(Die Arbeit an der Hand ist Bestandteil unserer Ausbildung zum ganzheitlichen Bodenarbeitscoach).

 

Stangen- und Gassentraining

Ein Training über Stangen und durch Gassen darf in keinem Trainingsplan fehlen. Ein solches Training dient nicht nur dem Muskelaufbau, sondern auch der Konzentration und Koordination. Es begeistert immer wieder wie schnell die Pferde ihre Aufgabe hierbei begreifen und wie motiviert sie mitarbeiten.

 

 

(Auch dies ist Bestandteil des ganzheitlichen Bodenarbeitscoaches).

 

Dynamisches Longieren

Eines vorweg: Wenn wir von Longieren sprechen, ist damit ist nicht das wilde herumschleudern im Longierzirkel gemeint. Longieren und vor allen das dynamische Longieren ist eine hervorragende Möglichkeit an der Longe den Muskelaufbau, die Balance und die Selbsthaltung des Pferdes zu fördern und seine Biegung und Stellung zu verbessern.

 

Wer ein durchdachtes dynamisches Longieren betreibt ersetzt damit durchaus eine Trainingseinheit unter dem Sattel, mit dem Vorteil, dass das Pferd kein Reitergewicht tragen muss.

 

(Das dynamische Longieren bildet zusammen mit der EquWork Leitseilarbeit die Basis in unserer Bodenarbeitscoach Ausbildung).

 

Laufenlassen – Gut fürs Gemüt

Eine weitere schöne Abwechslung ist es, das Pferd in einer Halle frei laufen zu lassen. Das gibt ihm die Gelegenheit sich mal ordentlich auszubuckeln. Aber bitte nicht rein in die Halle und ordentlich rum scheuchen. Auch vor dem frei laufen benötigt das Pferd die 10 bis 15 Min. Schritt. Genau wie bei jedem anderen Training. Auch sollte man auf das Pferd einwirken und z.B. an Übergängen arbeiten, das Pferd heran Rufen wieder wegschicken usw. Nicht selten ergibt sich hierbei die Erkenntnis, dass der Mensch noch etwas an seiner Führungskompetenz arbeiten darf.

Ist das Pferd gut aufgewärmt, kann man es auch mit seinem Buddy spielen lassen. Das fördert die Bindung und den Sozialkontakt.

 

 

Wichtig: Wusstest du das viele Verletzungen im Winter dadurch entstehen, weil Pferde unaufgewärmt zum ausbuckeln frei gelassen werden? 

 

Ab in den Busch

Was hältst du von Spaziergängen oder Wanderungen mit dem Pferd? Nichts für dich? Dann lies weiter, vielleicht änderst du deine Meinung noch.

Spaziergänge fördern die Bindung und das Vertrauen zwischen Pferd und Mensch. Das ist inzwischen erwiesen.

Das Gute, gerade an kalten Tagen: Man bleibt selbst in Bewegung.

Doch das ist bei weitem nicht alles. Es schult die Sinne des Pferdes und gleichzeitig lernt es, dass nicht alles, was so aussieht auch wirklich Pferde frisst. Aus Vorsicht wird Gelassenheit. Gleichzeitig bewegt sich das Pferd auf verschiedenen Untergründen. Mal Asphalt, mal Steine, mal Gras, oder Laub unter dem sich die ein oder andere Wurzel versteckt. Hier und da etwas Laub knabbern und über umgestürzte Bäume steigen.

 

 

Fakt ist auch: Geländetraining ist das beste propriozeptive Training für Pferde, das es gibt und das sollten wir nutzen. Damit wird nicht nur das Pferd bewegt, sondern die unterschiedlichen Untergründe schulen das Pferd auch in der Eigenwahrnehmung des eigenen Körpers. Wie bewege ich mich wohin? In welcher Position befindet sich mein Körper? Wie ist der Spannungszustand von Muskeln und Sehnen? 

 

Also zwischendurch mal ab in den Busch.....

 

So… Vielleicht hast du ja jetzt ein paar Inspirationen bekommen, die dazu beitragen auch im Winter Spaß mit deinem Pferd zu haben….

So gehen auch die nassesten und kältesten Tage schnell vorbei.

Natürlich gibt es auch noch andere spannende Sachen, doch die hebe ich für ein anderes Mal auf.

 

 

Dir und deinem Pferd eine schöne, spannende Winterzeit.

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