Die Ausbildung eines Pferdes nach klassischen Grundsätzen und einem bewährten, für das Pferd stimmigen Ausbildungssystem wird inzwischen immer häufiger mit den tierschutzrelevanten Auswüchsen, welche Vertreter aller Reitweisen in der Öffentlichkeit zur Schau stellen, in Verbindung gebracht.
Daraus resultiert, dass Pferdebesitzer sich immer häufiger von den erprobten Ausbildungssystemen abwenden, ohne vorab zu prüfen, ob das was gezeigt wird, wirklich so ist wie es sein sollte. Immer mehr Reiter wollen sich und ihren Pferden so etwas nicht antun und entscheiden sich für Reitweisen und Methoden, die auf Harmonie und Zufriedenheit des Pferdes ausgerichtet zu sein scheinen. Übersehen oder nicht erkannt wird dabei leider sehr oft, dass nicht das System, wie beispielsweise die Skala der Ausbildung, das Falsche ist, sondern dass der heute eingeschlagene Weg viele Pferde physisch und psychisch zerstört.
Die Zucht hat in den letzten Jahren sehr rittige und leistungsbereite Pferde hervorgebracht, die anlagebedingt auch gerne arbeiten. Wie rittig ein Pferd auch ist oder wie schnell es auch lernt, auch diese Pferde brauchen, wie alle anderen, eine sehr gefühlvolle, korrekte und systematische Ausbildung. Da dies heute bei vielen Ausbildern augenscheinlich in Vergessenheit geraten ist, kommt es immer öfter zu diesen fehlerhaften Entwicklungen, die für viele Pferde schon in jungen Jahren zu irreparablen Schäden führen. Reiter, die nun keine Turnierambitionen haben, wendet sich immer häufiger von diesem Erfolgs- und Geldzirkus ab.
Man wechselt zu Methoden, die Entspannung und Wohlfühlen für Pferd und Reiter suggerieren. Das Problem ist aber: Pferde bleiben nur gesund, wenn sie nach den überlieferten Grundsätzen der Ausbildung ausgebildet werden. Denn nur sie berücksichtigen das Pferd in seiner Komplexität bei allen Übungen und Lektionen. Dazu kommt: Reiter werden nur dann zu Reitern, die in Synergie mit ihrem Pferd agieren können, wenn sie diszipliniert und systematisch an ihrer physischen und psychischen reiterlichen Kondition arbeiten. Auch hier findet ein komplexes Ineinandergreifen verschiedener Komponenten statt, die nicht einfach so übergangen werden können.
Das gilt für alle Bereiche des Reitsportes: Ob Dressur, Springen, Vielseitigkeit oder Arbeitsreitweisen. So wie ein Pferd konsequent einzelne, aufeinander aufbauende Ausbildungsschritte
durchlaufen muss, um auf Dauer gesund an Leib und Seele zu bleiben, muss auch ein Reiter entsprechend an sich arbeiten.
Es gibt dafür KEINE Abkürzung.
Alternativ ist «IN»
Aber hey, da gibt’s doch was von ……
Das ist doch „pferdegerechter“, leichter und zudem auch viel weniger anstrengend für den Pferdebesitzer bzw. Reiter.
Alternative Reitweisen haben Hochkonjunktur. Vom Reiten mit Sofakissen über die von Hand herbeigeführte Aufrichtung des Halses ohne korrekte Anlehnung, über die gebisslosen Zäumungen und das
Reiten nur mit Halsring bis hin zu Sätteln ohne Sattelbaum oder besser gleich ganz ohne Sattel oder auch extrem tiefem Sitz am besten noch hinter dem Schwerpunkt. Für den Einzelnen ist dieser
Dschungel kaum zu durchschauen. Hinzu kommt, was als wirklich als schwerwiegend einzustufen ist, dass theoretisches Hintergrundwissen immer weniger in der notwendigen Form vorhanden ist.
Das gilt für Reiter und Ausbilder.
Sicher kann jeder, der einigermaßen kreativ ist seine individuelle Ausbildungsmethode „erfinden“.
Aber: Keiner sollte so vermessen sein zu denken, er müsse oder könne das Rad neu erfinden.
Ob nur Leichte Reitweise, Reiten ohne alles, nur mit einem Bändelchen, einem Rad, welches glücklich macht, oder dem Formen eines pferdischen Athleten, wenn er nur oft genug durch Gassen gezirkelt
wird. Wissen diese erfinderischen Ausbilder, was sie tun, oder geht es eher darum, dass alternativ in ist und sich damit gut Geld verdienen lässt? Fakt ist, dass es inzwischen genauso viele
Korrekturfälle aus der alternativen Szene gibt wie bei falsch ausgebildeten Sportpferden.
Bei diesem Durcheinander wird die Verantwortung für den Einzelnen immer größer, wenn er sein Pferd lange gesunderhalten und pferdegerecht mit ihm arbeiten will.
Nach im Rampenlicht stehenden Persönlichkeiten kann und sollte man sich niemals unreflektiert richten.
Es ist also die Aufgabe eines jeden Pferdebesitzers zu entscheiden, ob er sich und seinem Pferd Zeit lässt und die Ausbildung systematisch aufbaut, ob er mit viel Druck den eigentlich richtigen Weg von der falschen Seite beschreitet oder sich gar neuen Methoden zuwendet, denen oftmals jede wissenschaftliche Grundlage fehlt und die bei genauer Betrachtung mehr zerstören, als Gutes zu bringen.